Orca – Safari bei den Lofoten
(Taucherlebnisse in Nord – Norwegen)

 

In der Zeit von Oktober bis November ziehen riesige Heringsschwärme in den Vestfjord bei den Lofoten. Den Heringen folgen Orcas und die kann man sich ansehen, entweder als Whale – Watching – Tour oder auch schnorchelnd im Wasser.

Ich hatte mir dafür die Woche vom 08. – 15. November ausgesucht. Die Anreise erfolgte mit Lufthansa über Bremen – Frankfurt – Oslo – Bodoe und dann mit dem Katamaran nach Svolvaer auf den Lofoten. Für den Linienflug konnte man keine Tauchausrüstung als Übergepäck geltend machen, also hieß es sorgfältig kalkulieren.

Die Tauchbasis von Magne, unserem norwegischen Skipper und „Reiseleiter“ liegt in Kabelvaag, 6 km von der Hauptstadt Svolvaer entfernt. Magne ist Berufstaucher und betreibt die Basis seit 10 Jahren (im Internet zu finden unter www.lofotdykk.no) .

Unsere Gruppe bestand aus 11 Männern und 2 Frauen (aus England, Schweden, Polen, Frankreich und Deutschland), eine interessante internationale Zusammensetzung, die Unterhaltung lief auf Englisch, Magne selbst spricht englisch, deutsch und spanisch.

Untergebracht ist man in einem 2 - stöckigen norwegischen Holzhaus in Mehrbettzimmern, verpflegen muss man sich selbst, der Supermarkt ist aber nur 100m entfernt, also kein echtes Problem.
Alle hatten sich dieses Reiseziel wegen der Orcas ausgesucht. dennoch ist das Auffinden dieser Tiere sehr von ruhigem Wetter abhängig, so dass in jedem Fall ein Mix aus Tauchgängen und Orca – Safari bei der Planung herauskommt. Was man in jedem Fall zu sehen bekommt ist eine grandiose Naturkulisse. Je nach Tageslicht, Wolkenverhältnissen und Entfernung sind die schneebedeckten Berge in klaren Schwarz- Grau- und Brauntönen zu sehen, der Himmel je nach Sonnenstand rötlich, tiefblau oder bedrohlich düster und auch die Wasseroberfläche passt sich diesem intensiven Wechselspiel der Farben an.

Der 1. Tauchgang am Morgen gegen 10 Uhr (Tageslicht von 09 – 15 Uhr) enthüllte Sichtweiten auch bei bedecktem Himmel bis 20 m und Dank des Golfstromeinflusses eine eindrucksvolle Unterwasserwelt. Natürlich nicht wie ein tropisches Korallenriff, aber auch bunt und vielfältig, wir waren total beeindruckt. Die Wassertemperatur lag bei 9 Grad.

Unser Transportmittel war ein RIB mit 300 PS, also heizten wir mit 30 Knoten über den Fjord, bei etwas Seegang schon ganz schön anstrengend. Das Boot knallt auf das Wasser, je nach Sitzposition wird man immer wieder hochgeschleudert und setzt hart auf, man muss echt auf seine Bandscheiben achten und das dann oft eine gute Stunde lang. Durch den Fahrtwind wird es im Gesicht und an den Händen doch etwas frisch, ansonsten lag die Lufttemperatur wohl auch um 10 - 12 Grad.
Der 2. TG war dann schon ein „Nachttauchgang“ und ging dann jedes Mal zu einem anderen Wrack, von denen es vor der Küste wohl einige gibt. Wenn man dann auf dem Rückweg bei völliger Dunkelheit und glattem Wasser an den nur schemenhaft zu erkennenden Felswänden entlang rast, über einem die Sterne und das Polarlicht, das bizarre Schleier an den Himmel zaubert, dann ist das schon tief beeindruckend und auch wirklich zu genießen. Wie schon gesagt: Natur pur!
Da der Wind anfangs etwas stürmisch aus SW wehte, das heißt der Seegang direkt in den Fjord hineinstand, wurde nach 2 Tagen ein freier Tag eingeplant. Wir besuchten ein schönes Aquarium am Ort, bekamen von der dortigen Biologin einen Vortrag über Orcas gehalten, gingen danach in die Sauna mit Sprung ins kalte Wasser des Fjords und wurden abends dann von Magne und seiner Frau mit gebratenen Walsteaks versorgt. Es war bestes, zartes Steak mit einem besonderen leckeren Fleischgeschmack, phantastisch! Was das angeht, so kann man den Norwegern nicht verdenken, dass sie Wale jagen.

Am 4. Tag unseres Aufenthalts wurde das Wetter etwas besser, wir versuchten mit dem Speedboot Wale zu finden, aber vergeblich, nachmittags dann noch ein Tauchgang. Tatsächlich befanden wir uns ja auf einer Safari und suchten wilde Tiere auf einer weiten Wasserfläche. Dies wurde uns langsam klar, und einige hatten die Hoffnung wohl auch schon ein bisschen aufgegeben.

Dann aber der endgültige Wetterumschwung, ruhiger Wind aus westlichen Richtungen, die Berge der Lofoten lagen schützend in Luv des Vestfjords. Wir stiegen nun alle mit ABC – Ausrüstung auf einen Fischkutter um, der ebenfalls zur Basis gehört. Der ehemalige Laderaum war zu einer großen Gemeinschaftsunterkunft umgebaut worden, aber dies war für 2 Tage überhaupt kein Problem. Die Verpflegung war rustikal aber für diese Tour im Preis inbegriffen, die Stimmung bestens, ach ja, geschneit hatte es auch über Nacht. Aber so ist das wohl im hohen Norden.

Dann nach 3 Std. Fahrt entdeckten wir ein anderes Whale – Watching – Boot und endlich auch unsere Orcas. Es waren mehrere Herden, die gemächlich ihre Bahn zogen. Mit dem Schlauchboot konnten wir bis auf 10 m heranfahren und reichlich fotografieren. Es war schon beeindruckend, diese Tiere so aus der Nähe zu sehen.

Am Nachmittag stand dann schnorcheln mit den Orcas auf dem Programm. Sowie man eine Herde an die Motorengeräusche gewöhnt hatte, setzte sich Magne mit dem Boot etwas vor die Tiere. Auf Kommando sollten wir uns dann so leise wie möglich ins Wasser gleiten lassen und in die Tiefe schauen. Und dann konnten wir tatsächlich für 2-3 Sekunden diese riesigen Säuger an uns vorbei, unter uns weg oder aus der Tiefe hoch tauchen sehen. Trotz der schon tief stehenden Sonne betrug die Sichtweite bestimmt noch 10 m. Danach waren sie weg, zogen weiter in eine bestimmte Richtung und wir mussten wieder ins Boot klettern (keine Leiter, alles von Hand), um uns eine neue Herde zu suchen. Nach 1 Std. und 10x rein und raus, waren wir dann auch genug gefordert gewesen und kehrten bereitwillig zu unserem Kutter zum Aufwärmen zurück.
Zur Übernachtung legten wir uns vor einer kleinen Insel an die Pier, und am nächsten Tag wiederholten wir das gleiche bei schönstem Wetter. Somit hatten wir dann auch reichlich Wale gesehen und alle waren zufrieden. Danach folgte die mehrstündige Rückfahrt nach Kabelvaag, Aufklaren des Kutters, gemeinsames Pizza-Essen und Bier trinken im einzigen Pub des Ortes (auch in der Nähe der Basis), Adressen austauschen und langsam Abschied nehmen.
Das Fazit von allen: es war ein einmaliges und beeindruckendes Erlebnis. Ich denke man würde es irgendwann noch mal wiederholen, vielleicht im Oktober, mit etwas mehr Tageslicht. Oder man überlegt sich, auch mal im Sommer zu den Lofoten zu fahren, um einfach nur „normal“ abtauchen zu gehen.


Jens Kohfahl