Höhlentauchen in Mexiko

Während der Termin für das Abtauchen des TCC Cuxhaven naherrückte, machten wir uns mit vier Tauchern auf den Weg in eine wärmere Tauchgegend. Ziemlich zur gleichen Zeit, als die ersten in den Grienbergsee stiegen, erklommen wir das Flugzeug Richtung Cancun, Mexiko.

Die erste Woche war im voraus gebucht, eine Woche all-inclusive im Reef Club auf der Insel Cozumel. Sehr angenehm und sauber, gutes Essen und direkt am Strand gelegen, an dem die abendlichen Drinks dann noch besser schmecken. Die Tauchbasis war vom Hotel innerhalb 5 Minuten Strandweg schnell zu erreichen.

Das vorgelagerte Korallenriff ist immerhin das größte nach dem Great Barrier Reef und somit dreht sich auf Cozumel alles ums Tauchen. Die Preise waren mit 50 $ für zwei Tauchgänge einigermaßen moderat, die Tauchgänge ließen nichts zu wünschen übrig. Ob Steilwandtauchen bis 50 Meter Wassertiefe, Nachttauchgänge mit Oktopus-Begleitung oder Grotten-Tauchgänge. Jede Mengen Muränen, Schildkröten, Barrakudas etc, die vielfältigen Riffe sehr intakt und fast alle Tauchgänge mit leichter bis mittlerer Strömung. Treiben lassen und genießen. Der vermutete Manta entpuppte sich zwar zu einem großen Adlerrochen und ansonsten ließen sich keine Großfische blicken, was aber dem Spaß am Tauchen aufgrund der Vielfalt der schönen Plätze wirklich keinen Abbruch tat.

Nachdem wir den Tauch-Guide nach einem 82-Minuten-Tauchgang nicht ausreichend "geschmiert" haben, wie sie es von den Amis gewohnt sind (5$ pro Tauchgang war nicht selten) und wir dieses Spielchen nicht mitmachen wollten, wurde dann sehr auf die Einhaltung der Tauchzeiten geachtet. Nun ja, 50 Minuten waren es dann immerhin trotzdem.

In der zweiten Woche dann mit der Fähre übergesetzt und mit dem Mietwagen auf eigene Faust über die Halbinsel Yucatan. Über die Möglichkeit des Höhlentauchens hatten wir uns vorher informiert. Die Cenotes sind durch Deckeneinbrüche freigegebene, grottenähnliche Eingänge in riesige, unterirdische Flußläufe, die sich wie Löcher in einem Schweizer Käse über die nördliche Halbinsel verteilen. Nur ein relativ kleiner Teil ist erforscht, vermessen und für Höhlentauchgänge freigegeben. Die unter anderem von uns betauchte Höhle Dos Ojos erstreckt sich vermutlich über eine Länge von 65 km, auch hier ist erst ein relativ. kleiner Teil erkundet. Wegen der Flugangst der Amerikaner hatten wir die Chance, lediglich zu zweit mit einem Tauchguide zu tauchen, der heruntergehandelte Preis von 150 $ für vier Tauchgänge war nicht zu teuer. Die professionell geleitete Basis Hidden World Divers (www.hiddenworlds.com.mx) war z.B. Betreuer bei dem Unterwasserfilm Amazing Caves (www.amazingcaves.com), der weltweit in den 3D-IMAX-Kinos gezeigt wird. Einen Eindruck bietet übrigens der Bericht über das "Höhlentauchen in Mexiko" in der Tauchen 1/2002.

Auf abenteurlich umgebauten Gelände-Trucks und ebenso abenteuerlichen Wegen wurden wir teilweise 45 Minuten durch den Dschungel gefahren, bis die unscheinbaren Höhleneingängen erreicht wurden.

Die anschließenden Tauchgänge bei konstant 24° Wassertemperatur waren wirklich unbeschreiblich, unterirdische Tropfsteinhöhlen, riesige Hallen, teilweise ziemlich schmale Durch"gänge". Keinerlei Verunreinigungen oder Schwebeteilchen und somit war die Sichtweite alleine durch das Ende des Lampenscheines begrenzt. Welse und blinde Höhlenfische begleiten uns. Die Silhouette des Diveguides vor mir erscheint im Lichtschein seiner Lampe wie eine Marionette an unsichtbaren Fäden. Unvergesslich auch, wenn man an einem Deckeneinbruch vorbeitaucht und das Tageslicht sich den Weg in die Höhle durch das Blätterdach sucht oder in einer Höhle aufgetaucht wird, in der hunderte kleinere Fledermäuse umherschwirren oder sich an der Höhlendecke festkrallen.

Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber zumindest für mich das Beeindruckenste, was ich unter Wasser bisher erlebt habe.

Aber auch die Kultur darf nicht fehlen und so wurden die restlichen Tage damit verbracht, drei Maya-Stätten zu besichtigen. Auch dieses ist sicherlich sehr interessant, nach drei Tagen "alte Steine" reicht es dann aber auch. Die Kombination der schönen Tauchgänge um Cozumel, der atemberaubenden Höhlentauchgänge und das "Erleben" der alten Maya-Kultur machen dieses Urlaubsziel wirklich zu etwas ganz besonderem.

Jörg Sommer

ps: Der Leitspruch der Basis zum Schutz der intakten Unterwasserwelt hat mir gefallen und sollte auf allen Basen gelten: "Protect them, who can not protect themselves !"